Im Angesicht der Glockner-Nordwand fand Bergführer Timo Moser mit den sechs Jungs im Hufeisenbruch der Pasterze ein (noch) tadelloses Trainingsgelände und ein verrücktes Gletscher-Labyrinth. Die ersten zwei Tage wurden dort die Techniken und Taktiken aufgefrischt und vertieft. So einige Aha-Erlebnisse und Nerd-Talks inklusive! Nach dem üppigen und köstlichen Abendessen mit der äußerst freundlichen Bewirtung in der Oberwalder Hütte gab’s immer noch vieles zu besprechen. Unter anderem, wohin die Tour für die nächsten Tage führen soll. Biwakzeug und zwei Eisgeräte sind eingepackt. Gibt angeblich ja doch so manch hoch interessante Wand, spannende Rinnen, Rampen und glorreiche Grate in der Gegend. Stay tuned!
Der Zustieg ins Glocknerbiwak via Romariswandkopf, Teufelskamp undGlocknerwandkamp wird ein ausgefuchstes WarmUp - im wahrsten Wortsinn. Das Seiltechniktraining mutiert am Ende zu einer Gratwanderung knietief im von der Junisonne aufgeweichten Schnee. Eine Überraschung ist das keine. Die Erleichterung beim Erreichen des Glocknerbiwaks dennoch überraschend groß! Mit Argusaugen wird das Objekt der Begierde aus der Nähe inspiziert und ein guter Plan geschmiedet, um so spät im Jahr einen sicheren und sinnvollen Durchstieg zu finden. Die kritischen Punkte: Bergschrund und Randkluft, Ausaperung, frühe Sonneneinstrahlung und Steinschlag. Doch mit der Abstrahlung einer sternenklaren Nacht und der Tagwache um 2:30 Uhr versuchen wir’s!
3:30 Uhr, schon überwindet das Team Mayerlrampe die Schlüsselstelle der Tour: Mittels A5-Technik (oder auch Teamwork genannt), die man nur im Alpinkader lernt, hievt sich der „Mo“ über den Bergschrund und bekommt dabei solide Rückendeckung von Bergführer und Ausbildner Timo. Von da an läufts auch schon wie am Schnürchen durch Eis, Fels und Firn.Auch für die Einstiegshürde der benachbarten Berglerrinne findet das Dreier-Team eine gute Lösung und wird bei den ersten drei Standplätzen mit mobilen Sicherungen und Eisschrauben kreativ. Dann geht’s auch schon seilfrei die steile Rinne empor. Gerade bevor die frühe Morgensonne am längsten Tag des Jahres die physikalischen Hochgebirgsprozesse in Gang setzt, die man tunlichst zu umgehen versucht, ist der Ausstieg erreicht und die Teams wieder vereint. Im Traumfels und bei Kaiserwetter moven die Jungs über den Nordwestgrat immer höher - bis es nicht mehr höher geht in ganz Österreich! Dass sie das goldene denkmalgeschützte Gipfelkreuz um 8 Uhr morgens für sich alleine haben, ist der Höhepunkt
In der mittlerweile fünften Alpinkaderrunde werden 18–26-jährige bergsportbegeisterte Frauen und Männer in den verschiedenen Bereichen des Alpinismus ausgebildet und gefördert. Die Nachwuchs-Alpinist*innen verbessern ihre Fähigkeiten in den Modulen Klettern (Sport-, Alpin- und Eisklettern), Skitouren und Hochtouren.
Es gibt zwei Teams mit je 6 Teilnehmer*innen. Der Alpinkader Frauen startete im Frühling 2024 und läuft bis Ende 2025. Im April 2025 startete der Alpinkader der Männer.